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Drei Häuser in der Zeitzer Altstadt

Bauherr
Stadt Zeitz

Planungsleistung
alle Leistungsphasen nach HOAI

Zeitraum
1998 – 2002

Zeitz, Messerschmiedestr. 14, Instandsetzung der Nordfassade

Das Wohnhaus Messerschmiedestraße 14 ist ein markantes Bürgerhaus der Renaissance in Zeitz. Der zweigeschossige traufständische Putzbau besitzt ein aufwendig gestaltetes Sitznischenportal, die Sitze der Nischen sind mit Löwenköpfen geschmückt. Der Schlußstein des Gebäudes zeigt die Jahreszahl 1617 sowie den latainischen Sinnspruch „JESUS MIHI OMNIA“ (Jesus – mein Leben). Das Portal ist durch eine Ädikula gerahmt. Diese besteht aus Pilastern mit ionischen Kapitellen sowie Gebälk mit muschelförmigem Aufsatz.

Ursprünglich lag vor dem Portal ein Podest mit Freitreppe- „Beischlag“ genannt. An der Wende zum 20. Jahrhundert mit der starken Industrialisierung in der Stadt Zeitz mussten die Straßen verbreitert werden, um dem erheblich angewachsenen Verkehr Rechnung zu tragen. Deshalb erließ die Stadt Zeitz die baupolizeiliche Anordnung, daß die äußeren Freitreppen abzubrechen und in das Gebäude zu verlagern seien. In Folge dieser Veränderung entstand die jetzige langgestreckte Haustür, die Pilaster untermauerte man mit verputzten Postamenten, die Sitzsteine der Nischen versetzte man nach unten auf den Pflasterbelag.

Die Fenstergewände sind ebenfalls reich profiliert und als bauzeitliche Werksteinteile erhalten geblieben. Der Dachkasten ist durch einen hölzernen geschnitzten Taustab geschmückt. Im Bereich des Obergeschosses hat sich auch der ursprüngliche Verputz erhalten.

Die Großeltern der heutigen Besitzer erwarben das Gebäude um 1900, um es abzubrechen und einen Neubau zu errichten. Wegen der Weltwirtschaftskrise und zwei Weltkriegen wurde daraus nichts, man setzte das Gebäude instand und bewohnte es. Im Hinterhof wurde 1902 die Schlosserei KOBER eingerichtet. Man unterhielt ein Schmiedefeuer und installierte per Transmission angetriebene Metallbearbeitungsmaschinen. Alle Transporte erfolgten durch den Hausflur des Wohnhauses. Nachträglich wurde rechts vom Portal ein Ladengeschäft eingebaut, dazu ersetzte man die Einzelfenster durch ein großes Schaufenster. Als Zunftzeichen wurde an der Fassade ein geschmiedeter Ausleger mit Zierschlüssel angebracht.

Um 1970 wurde der Schlossereibetrieb eingestellt, im Bereich des Ladenlokals baute man eine PKW- Garage mit Holztor ein. Die Familie Kober bewohnte das Gebäude. Bis in die 1980-er Jahre hatten viele Häuser in der Messerschmiedestraße wegen mangelndem Bauunterhalt Schäden davon getragen. Viele Bewohner waren aus der Straße weggezogen.

Die Besitzer des Hauses Nr. 14 blieben und begannen nach der Wende, ihr Anwesen umfassend instandzusetzen und zu modernisieren. Neben dem Einbau einer neuer Heizung wurden das Dach neu eingedeckt und auch der schöne barocke Laubengang im Hof renoviert. Nach dem Abbruch nicht mehr benötigter Hintergebäude konnte der Hofbereich neu gestaltet und bepflanzt werden. Er zeigt sich heute als idyllischer Flecken und dient den Bewohnern zur Erholung. Das Schlossereigebäude als rückseitiger Grundstücksabschluß blieb erhalten und wurde ebenfalls instandgesetzt.

Als letzter Instandsetzungsabschnitt verblieben die Arbeiten an der Straßenfassade, die wegen des hohen und für Zeitz einzigartigen Denkmalwertes sowohl fachlich als auch finanziell sehr anspruchsvoll werden sollten.

Durch die Denkmalschutzbehörde wurde das Gebäude als hochgradiges Baudenkmal eingestuft. Deshalb mussten vor Beginn der Arbeiten der Erhaltungszustand der Verputze und der gestaltprägenden Sandstein- Bauteile sowie die erhalten gebliebenen Farbfassungen durch einen Restaurator untersucht werden. Mit den Ergebnissen dieser Untersuchung konnten die weiteren Instandsetzungsarbeiten am Werkstein geplant werden.

Der Sandstein zeigte extreme Verwitterungserscheinungen durch Abschalungen und schichtenweises Auflösen der Steinsubstanz. Die denkmalpflegerische Zielstellung lag darin, soviel wie möglich von der alten Steinsubstanz zu erhalten. Dies wurde durch Sicherungsfestigungen erreicht. Anschließend wurde durch abschnittsweises Antragen von Steinersatzmörteln die ursprüngliche Oberfläche hergestellt.

Im Bereich des Erdgeschosses wurde der in jüngerer Zeit angebrachte Zementputz abgenommen und durch Kalkputz ersetzt. Im Obergeschoss blieb der originale Putz erhalten, hier mussten jedoch Mauerwerksrisse verpresst werden.

Im Ergebnis der Farbuntersuchung wurden sieben unterschiedliche Farbfassungen dokumentiert. Ausgeführt wurde die renaissance Erstfassung. Die Putzflächen der Fassade sind weiß gefasst. Die Gewände und Gliederungen sind hellbraun abgesetzt und durch einen schwarzen Begleitstrich umrahmt.

Haustür und Toranlage wurden erneuert bzw. aufgearbeitet. Der schmiedeeiserne Wandausleger wurde renoviert, der seit Jahren verschwundene Schlüssel nach alten Fotos nachgefertigt. Dadurch wird die Erinnerung an die alte Handwerkerstraße und den Schlossereibetrieb der Vorfahren wachgehalten. Da die Eigentümer das Haus aus Familienbesitz erhielten und darin aufgewachsen sind, bewahren Sie das bauhistorische Erbe. Ein solches Engagement wäre auch anderen historischen Gebäuden in Zeitz zu wünschen. Die Stadt Zeitz hat das Bauvorhaben durch Städtebaufördermittel unterstützt.

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Zeitz, Voigtsstraße 25, Neubau eines Einfamilienhauses

Das Wohnhaus Voigtsstraße 25 wurde im 18. Jahrhundert als Bürgerhaus aus Ziegelfachwerk errichtet, wobei man Teile älterer Vorgängerbauten überbaute. Das Haus zeigte eine klare Fassadengliederung durch Fensterachsen mit Kreuzstockfenstern und einem Mansarddach. Das Gebäude war derartig desolat und verwahrlost, daß Einsturzgefahr bestand. Der Bauherr erwarb das Haus aus kommunalem Eigentum mit der Maßgabe, die Ruine abzureißen und einen städtebaulich angepassten Neubau zu errichten.

Auf Wunsch des Bauherrn und in Abstimmung mit der genehmigenden Behörde wurde dieser Neubau historisierend unter Beibehaltung der Fenstergestaltung ausgeführt, so daß er nicht als Neubau erkennbar ist. Es wurde eine historische Rahmen- Füllungs- Haustür aufgearbeitet, für die der Steinmetz ein Sandsteingewände anfertigte. Die äußere Putz- und Farbgestaltung sowie die Dacheindeckung orientiert sich an den städtischen Vorgaben für das Sanierungsgebiet.

Im Innenbereich wurde ein zeitgemäßer Ausbau- und Installationsstandard gewählt. Dieser gewährt einen komfortablen Wohnkomfort, der einem „Einfamilienhausneubau auf der grünen Wiese“ entspricht. Der Bauherr ließ auch alle Innentüren aufwendig in Rahmen- Füllungsbauweise anfertigen.

Ein kleiner gepflasterter Hof auf der Rückseite bietet einen Freisitz und einen PKW-Stellplatz.

Das Haus mitten im Stadtzentrum ist attraktiv und erfüllt alle Wünsche der Bauherrschaft.

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Zeitz, Voigtsstraße 27, Instandsetzung und Modernisierung eines Wohnhauses mit Gewerberäumen

Das Wohnhaus Voigtsstraße 27 wurde in seiner jetzigen Form ebenfalls im 18. Jahrhundert als Handwerkerhaus errichtet. Zahlreiche Funde von Keramikscherben im Boden deuten auf das Töpferhandwerk hin. Auch dieses Gebäude erfuhr im Laufe der Jahre sehr viele Um- und Anbauten. Ein dreigeschossiger hofseitiger Anbau des 19. Jahrhunderts wurde durch einen Tischlerbetrieb errichtet. Später diente das Haus als „Herberge zur Heimat“, wo bis zu 50 reisende Handwerksleute Unterkunft fanden. Zuletzt wurde das Haus als evangelisches Kirchenamt mit Kindergarten genutzt.

Die Bauherren erwarben das Haus, um es als Wohnhaus mit Gewerberäumen im Erdgeschoss umzugestalten. Der hofseitige Anbau wurde abgebrochen. Das Hauptgebäude zeigte große Schäden durch unsachgemäße Bauweise, Einregnungen, holzzerstörende Insekten und allgemeinen Verschleiß. Deshalb musste der Dachstuhl komplett erneuert werden, wobei eine sichtbare Holzbalkendecke verlegt wurde. Alle Ausbauteile wurden in handwerklicher Tradition repariert bzw. erneuert. Die technischen Installationen wurden komplett erneuert.

Die äußere Putz- und Farbgestaltung sowie die Dacheindeckung orientiert sich an den städtischen Vorgaben für das Sanierungsgebiet.

Die großzügige Hoffläche wurde umgestaltet und bepflanzt.